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1. Einleitung

Seit 1992 verfügt die Fachhochschule Lippe über einen Anschluß an das Internet per Standleitung.(1) Aufgrund der geringen Benutzerzahlen kannte der E-Mail Administrator seine "Kunden" noch von Angesicht zu Angesicht. Die Betreuung der Anwender war also ein persönlicher Service.

Der E-Mail Dienst war als Aufgabenstellung einer Diplomarbeit auf einem Unix Host (fhlip.ee.fh-lippe.de mit 68040 CPU) installiert worden. Im Rahmen der C-Programmierübungen bei Prof. Dr. Flender konnten die Studierenden die ersten Erfahrungen mit diesem Medium sammeln.

E-Mail wurde eingesetzt um z.B. Sourcecode von Programmen an die Mitglieder der Übungsgruppe zu verteilen, oder auch um Terminabsprachen in der FH zu treffen (z.B. "Mathe PV in Raum 410").

E-Mail als schneller und zuverlässiger Kommunikationsdienst erfreute sich steigender Beliebtheit.

Durch Informationen aus den Newsgroups (z.B. E-Mail Adressen) wuchs auch das Datenaufkommen zu Rechnern außerhalb der FH. Die Artikel in den einzelnen Newsgroups brachten aktuelle Informationen zur Erreichbarkeit anderer Netze und trugen auf diese Weise zum wachsenden Mailaufkommen der Fachhochschule bei.

Die Initiative von Reinhard Markus zur Testinstallation von X-Terminals auf den vorhandenen PC's mit 80386 CPU im Rahmen seiner Diplomarbeit ermöglichte die erste komfortable grafische Benutzeroberfläche für Unix. Dieses Projekt ermöglichte auch Anwendern, die vorrangig DOS / Windows einsetzten, einen schnelleren Einstieg in UNIX und somit die Nutzung von Internetdiensten.

Der erste "Gopher-Server" wurde von Stefan Hegger installiert. Dieser Dienst kann als Vorläufer des WWW als "Internet in schwarz/weiß" angesehen werden.

Eine Gruppe interessierter Studierender (Pedro Rodrigues, Jörg Steinkamp, Uwe Kappe, Cord Beermann und Ralf Begemann) half mit, die Gopher-Seiten mit Inhalt zu füllen. Die FH wurde im Sommer '93 zum "Content Provider" (Inhalts-Anbieter).

Die ständig wachsenden Datenvolumina und Benutzerzahlen ließen die Kapazität der 9.600 Bit/s Datenleitung an ihre Grenzen stoßen.

Zum Sommersemester '93 begann durch Initiative der Fachschaftsvertreter im Fachbereich Elektrotechnik ein Orientierungstutorium mit dem Thema "Kommunikationsdienste im Wissenschaftsnetz".

Mittlerweile wird dieses Orientierungstutorium auch den Studierenden in anderen Fachbereichen (Lebensmitteltechnologie) angeboten.

Ziel dieses Tutoriums war es, den studentischen Einsteigern in der schwierigen Startphase eine Hilfestellung im Umgang mit Internetdiensten wie E-Mail, News und anderen Netzwerkdiensten zu geben.

Gerade in der Startphase kann ein Anfänger durch Anleitung und anschließende eigene Erfahrungen ("learning by doing") von gesammeltem Wissen profitieren.

"Oder - wenn es ganz schnell gehen soll, fragen Sie jemanden, der sich damit auskennt." (Zitat Prof. Dr. Vester)

Das Lesen auswärtiger Gopher-Seiten wurde mehr und mehr zum Geduldsspiel, zumal die zahlreiche Software auf auswärtigen FTP-Servern, durch Gopher dem Benutzer zugänglich gemacht, immer begehrter wurde.

Die spätere Anwendung von Netzwerkdiensten gestaltet sich dann oft sehr benutzerspezifisch, sodaß hier manchmal nur noch wenige Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die dann aber meist per E-Mail oder Newsgroup erreichbar sind.

Die FH Lippe bietet ihren Studierenden einen freien Zugang zu den Netzwerkdiensten, das heißt:
Ohne den Pflichtbesuch von Lehrveranstaltungen.
Mit Öffnungszeiten von 7:45 Uhr (Beginn von Übungen) bis 23:00 Uhr (Ende der Öffnungszeit, während der die Benutzer durch stud. Hilfskräfte betreut werden). Diese nicht genutzte Schulungsmöglichkeit führt zu häufig wiederkehrenden Fragen (Frequently Asked Questions - FAQ's).

Immer bessere und leistungsfähigere Suchmaschinen (z.B. Alta Vista) ermöglichen heute den gezielten Zugiff auf Datenbanken und somit "Wissen auf Abruf", welches auf die lokalen Gegebenheiten nicht immer anwendbar ist.

Auch oder gerade die Gelegenheitsnutzer kämpfen gegen das Vergessen an, häufig reicht ein Tip wie z.B. "Dateien werden mit rm gelöscht".
Die bislang am einfachsten erreichbaren kompetenten Ansprechpartner waren die Mitarbeiter der DVZ, deren Büro auch in unmittelbarer Nähe der PC-Übungsräume liegt.

Wenn man die Menge der übertragenen Daten in Relation setzt, ergibt sich folgendes Bild:

[Leitungskapazität]

Für die Anwender ist im Fehlerfall oft unklar, welche Ursache zu welchem Problem geführt hat. Insbesondere die Vernetzung von Computern potenziert die Fehlermöglichkeiten durch die höhere Komplexität von Hard- und Software.

Dadurch ist es dem Anwender im Fehlerfall immer weniger möglich, die Ursache für das aufgetretene Problem festzustellen.

Das führt bei den Benutzern häufig zu einem "Weiterreichen durch die Instanzen" was auch Resignation, Demotivation und Unzufriedenheit hervorrufen kann.

Seit dem Wintersemester '96 gibt es in den Fachbereichen Elektrotechnik und Lebensmitteltechnologie eine Vorlesung Java-Programmierung, die als Vorlesung eine Schnittstelle zu Internet-Anwendungen bietet.

Die steigende Attraktivität des Internet liegt auch an einer zunehmenden Anzahl von Firmen, welche umfangreiches Informationsmaterial über ihre Produkte in verschiedenen digitalen Formaten über WWW anbieten.

Immer mehr Studenten, die eher wenig Übung im Umgang mit EDV haben, entdecken E-Mail als gebührenfreies persönliches Postfach an der FH. Die Vernetzung des gesamten Campus der FH Lippe bietet den Anwendern von überall Zugriff auf die Netzwerkdienste. Sie bekommen so Kontakt mit dem Internet und stoßen bei der Anwendung auf Probleme mit immer komplexeren Systemen, für die sie eine schnelle Lösung suchen.

(1)http://www.fh-lippe.de/fhl/dvz/noc/netz.html


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Autor: Ralf Begemann